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Kinder sind Helden -Eltern auch

Pastors Heart

Seit dem 20. März ist das soziale Leben komplett runtergefahren. Was das für die Menschen bedeutet, lesen wir jeden Tag in den Nachrichten. V.a. für Menschen die alleine sind, ist diese Zeit unheimlich schwer.

 

Als Familienzentrum haben wir mal nachgefragt, was die vergangenen Wochen für die Kinder und Eltern bedeutet haben. Die meisten Kinder haben die erste Woche der Krise vielleicht gut weggesteckt und sich gefreut mal mehr Zeit mit Mama und/ oder Papa zu verbringen. Nun, 6 Wochen später schauen wir nochmal hinter die Kulissen.

Eine Mutter erzählt mir während sie ihr 2 Monate altes Baby stillt: „Es ist so schwer, meine Dreijährige tanzt mir den ganzen Tag auf der Nase herum. Sie ist völlig unausgelastet und traurig. Sie vermisst andere Kinder. Jeden Tag müssen wir am Spielplatz vorbeilaufen und nachsehen, ob dieser immer noch abgesperrt ist. Sie versteht die Situation nicht und so leid es mir tut merke ich wie meine Geduld ihr gegenüber immer weniger wird. Mein Mann arbeitet 10 Stunden am Tag und ich habe keinen anderen Erwachsenen mit dem ich mich mal austauschen kann. Normalerweise würde die Oma unterstützen, wenn nicht Corona wäre“

Ein Vater berichtet mir: „Wir sind völlig überfordert. Während wir versuchen vom Homeoffice aus zu arbeiten und dabei unsere zwei großen Kinder zuhause zu unterrichten, springt unser Kindergartenkind nebenher herum und verlangt nach Aufmerksamkeit. Ständig muss ich sie vertrösten und sagen „Papa muss arbeiten“, das bricht mir das Herz. Und die Lehrer schicken so viel Material, das ist gar nicht schaffbar. Jetzt liegt es an mir das für die großen beiden zu priorisieren, damit sie nicht völlig frustriert sind. Wir versuchen den Kindern wenigstens ein bisschen Normalität in der Ausnahmesituation zu geben.“

So wie diesen beiden Eltern geht es vielen Eltern. Und das sind noch diejenigen, die mit ihren Kräften zwar am Ende sind, aber die Grenze noch nicht überschritten haben. Tatsächlich berichten die Jugendämter einen Anstieg an Fällen von Kindeswohlgefährdung und häuslicher Gewalt in den vergangenen Wochen. Stellen Sie sich vor, sie leben mit 3 oder 4 Kindern in einer Ein- oder Zweizimmerwohnung in Zeiten von Ausgangssperren, wie sie in manchen Ländern und Bundesländern gelebt werden. Wer kann man das aushalten. Und endlich kommen die warnenden Stimmen der Jugendämter nun auch in der Berichterstattung der Medien an.

Worauf ich hinaus will: Kinder brauchen Kinder! Und Kinder brauchen Orte, an denen sie wild sein, toben und Kind sein dürfen. Als Familienzentrum ist es unser Herzensanliegen Kindern genau diese Orte zu geben. Und nun, seit Beginn der Krise sind diese Orte alle geschlossen. Spielplätze zu, Kindergarten zu, Parks einschränkt offen. Und die Eltern haben auch weder Zeit noch nerven zuhause einen Matschspielplatz aufzubauen. Kinder gehen nicht aus Lageweile in einen Baumarkt. Und die Bildung? Die leidet, denn Bildung ist nicht nur Mathe und Deutsch! Kinder brauchen nicht nur kognitive Herausforderungen, sondern sie lernen sozial und emotional, wenn sie sich in Gruppen von Gleichaltrigen befinden. Und sie machen Rückschritte, weil sie diese Kontakte seit 6 Wochen nicht mehr haben.

So wertvoll die Corona-Beschränkungen waren um Leben zu retten, so sehr haben wir uns doch erhofft, dass die Kinder nach den Osterferien zumindest in kleinen Gruppen wieder spielen dürfen. Zumal es jetzt immer mehr Experten gibt, die sogar darauf hinweisen, dass Kinder evtl. nicht einmal so sehr als Überträger der Krankheit fungieren, wie man zunächst angenommen hat.

Mein Fazit: Kinder sind Helden! Seit Wochen stecken sie geduldig zurück! Und sie müssen einen hohen Grad an Frustrationstoleranz aufweisen, um die Wochen der Isolation zu überstehen. Sie versuchen dennoch zu lernen, sich zu entwickeln und finden manch kreative Wege um nicht unterzugehen.

Und auch Eltern sind Helden! Alle Eltern die tagein tagaus nachts arbeiten, um tagsüber ihren Kindern die Liebe und Aufmerksamkeit zu geben die sie brauchen. Das Lego spielen und mit Wasserfarben matschen, weil ihrem Nachwuchs die Gleichaltrigen fehlen. Die versuchen Grundschullehrer, Erzieher, Köchin und Mutter oder Vater in einem zu sein, während sie „nebenbei“ ihren Job wuppen und den Frust der Kinder abbekommen! Ihr habt unsere Anerkennung verdient!!

Wir vermissen Euch und freuen uns, wenn wir Euch bald in unseren Angeboten wiedersehen können!

Claudia Eisinger, Leiterin Familienzentrum und systemische Familientherapeutin