Kommen nur Arme in den Himmel?

Pastors Heart von Kai S. Scheunemann

Liebe Freund*innen der Andreasgemeinde,

auf kaum eine Predigt habe ich so viel Reaktionen bekommen, wie auf meine letzte Predigt „Wo sind die Toten?“

In dem Gleichnis von Lazarus und dem reichen Mann (Lukas 16,19-23) scheint Jesus nahezulegen, dass Lazarus nur in den Himmel kommt, weil es eine ausgleichende Gerechtigkeit zu seiner Armut und seinem Leid auf Erden geben muss. Der Reiche weilte derweil in der Hölle – auch nur weil er reich war. Dieser Gedanke von Jesus hat mich selbst überrascht – und viele andere von Euch auch. Noch eine Woche nach der Predigt schrieb mir jemand:

„Nun ist schon fast wieder eine Woche um und deine Predigt beschäftigt mich immer noch - was Besseres kann sich ein Prediger doch nicht wünschen, oder? ;-)“ Stimmt! Sie schreibt weiter: „Heute wäre meine etwas provozierende Frage an dich, ob du wirklich glaubst, dass Jesus gemeint hat, dass man sich einfach nur durch Arm sein schon den Himmel verdient hat und durch reich sein dieses Vorrecht verspielt hätte - und wo fängt arm und reich sein dann an?“

Es ist eigentlich recht egal, was Kai glaubt oder nicht glaubt, sagte ich schon in der Predigt. Dieser Text legt es nahe! Und das hat auch mich umgehauen – neben dem, wie unbefangen Jesus von Himmel & Hölle spricht. Was mir aber nach einer Woche noch wichtiger ist als am Tag der Predigt ist diese theologische Erkenntnis: Letztlich will Jesus uns mit den Gleichnissen und seinen Worten über die Zukunft nicht erzählen, wie es MORGEN sein wird. Er möchte vor allem eins: so erzählen, dass es unser HEUTE ändert. Und da ist dieses Gleichnis ziemlich klar: setzt Euch für ausgleichende Gerechtigkeit ein! Bringt den Himmel auf die Erde! Punkt!

Gestern in „Hart aber fair“ erlebte ich, wie man ein Stück Himmel durch ausgleichende Gerechtigkeit auf die Erde bringen kann. Dort erzählte Sebastian Klein, der mit der App „Blinkist“ viel Geld verdient hat, dass er 90% seines Erlöses bei dem Verkauf der App an eine Stiftung gespendet hat. Seitdem setzt er sich dafür ein, dass unsere Gesellschaft das „leistungslose Einkommen“ viel stärker besteuert. Mit „leistungslosem Einkommen“ meinte er die Erbschaften, die in unserer Zeit für eine immer größere Gerechtigkeitslücke sorgt. Warum kommen wir Nachfolger Jesu so selten auf solche Gedanken…?

Blessings für einen leuchtenden und hoffnungsvollen Frühling!
Euer Kai

Wer die Predigt „Wo sind die Toten?“ nochmal nachlesen möchte, findet sie HIER